Die vielen lauten Stimmen für oder gegen Brexit, also dem Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union, konnten wir uns die letzten Monate überall anhören. Ich möchte deshalb heute kurz auf die Stimmlosen unter uns eingehen und erläutern, wie Brexit sich auf die Rechte der Tiere auswirken könnte.
Trotz der zahlreichen Schlüpflöcher und einer Menge Luft nach oben, hat die Europäische Union einige der strengsten Tierschutz-Richtlinien der Welt. Tierversuche für Kosmetikprodukte sind seit 2004 innerhalb der EU verboten. Seit 2009 sind auch Tierversuche an kosmetischen Inhaltsstoffen nicht mehr erlaubt. Und 2013 wurden die Richtlinien nochmals verschärft: Seit dem ist die Einfuhr und der Verkauf von im Tierversuch getesteten kosmetischen Produkten und Rohstoffen (sofern sie nicht unter das Chemikaliengesetz fallen), verboten.
Doch was könnte passieren, wenn Großbritannien aus der Europäischen Union austritt?
Großbritannien wird entscheiden, ob sie den bisherigen EU-Richtlinien zu Tierversuchen weiterhin folgen, oder ihren eigenen Weg gehen wollen. Diese Veränderungen können im separierten Großbritannien viel schneller erfolgen, als innerhalb der EU mit den derzeitigen achtundzwanzig Mitgliedsstaaten. Letztlich kann dies sowohl eine Verbesserung der Richtlinien bedeuten, aber leider auch das genaue Gegenteil. Aufgrund der aktuellen, sehr konservativen Regierung Großbritanniens ist auf längere Sicht bedauerlicherweise eher mit letzterem zu rechnen.
Weitere Informationen zum Brexit und Tierrechte:
- The EU fought cosmetic tests on animals, battery hens and elephant poaching gangs. Brexit could end that! via Independent
- EU strategy on animal welfare via European Commission
- Brexit: A step backwards for Animal Welfare via Phil Wilson
- The EU referendum and animal welfare via RSPCA Insights
- Brexit: Britische Landwirtschaft vor dem Aus? via VeganBlog
Großbritannien ist in Brüssel in den letzten Jahrzehnten einer der Staaten gewesen, der die Tierschutz-Richtlinien anführend voran trieb und sich gegen Legebatterien und besonders gegen Wilderei einsetzte. All der Fortschritt in laufenden Diskussionen und die wichtige Stimme für die Tiere, die Großbritannien immer wieder in Brüssel auf den Tisch brachte, würde wegfallen. Die Europäische Union ohne Großbritannien, wäre also vielleicht auch eine tierunfreundlichere EU.
“If the animals had the vote they would want to stay.”
– Keith Taylor, Green Party member of the European Parliament
Wir alle können etwas tun. Ich möchte an dieser Stelle zeigen, was jede*r von uns machen kann, um sich mit Tieren zu solidarisieren.
- Das eigene Verhalten ändern: Damit meine ich nicht nur den Umgang miteinander, sondern auch unser aller Kaufverhalten. Ich könnte jetzt sagen, dass es schön wäre, wenn wir alle vegan leben würden. Und ich würde das in der Tat schön finden. Aber ich weiss, dass es nicht realistisch ist. Trotzdem ist jede kleine Veränderung erstrebenswert. Zum Beispiel indem wir nur noch vegane und/oder tierversuchsfreie Kosmetik kaufen. Oder ein paar Mal in der Woche bewusst auf tierische Produkte verzichten.
- Aktiv werden: Damit meine ich keine Demonstrationen mit großen Bannern in den Fußgängerzonen, obwohl das natürlich trotzdem eine Möglichkeit darstellt. Aktiv für Tiere sein, kann auch bedeuten vegane Kochkurse zu geben, Texte über Tierrechte zu publizieren, Politiker*in werden oder die eigene Expertise im Sinne der Tiere anzubieten. Zum Beispiel indem man ehrenamtlich seine Skills als ITler*in einer Tierrechtsorganisation zur Verfügung stellt.
- Spenden: Die einfachste Möglichkeit ist eine Geldspende an eine Organisation, die sich zum Beispiel weltweit gegen Tierversuche einsetzt. Etwa für die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE). Wer kein Geld übrig hat, aber trotzdem spenden möchte, könnte veganen Kuchen verkaufen und den Erlös spenden. Oder wie Míkas Atelier Blut spenden gehen und das erhaltene Geld weitergeben.